Historie der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein

Wir möchten Sie, an dieser Stelle, mit unserer 140-jährigen Geschichte, zunächst in Stichpunkten, vertraut machen. Eine ausführliche Schilderung aller uns bekannter historischer Fakten sowie entsprechendes Bildmaterial finden Sie im Anschluss.

Tabellarische Daten:
Aufzählung

gegründet am 01.04.1861 zunächst als Feuerwehr Niederrabenstein (später 1. Kompanie)

Aufzählung

damit älteste Freiwillige Feuerwehr der Stadt Chemnitz (älteste deutsche Feuerwehr ist Meißen - gegr. 1841)

Aufzählung

1866 Gründung Feuerwehr Oberrabenstein (später 2. Kompanie)

Aufzählung

1897 Zusammenschluss von Nieder- und Oberrabenstein zu Rabenstein, damit auch Feuerwehr Rabenstein mit 2 Kompanien

Aufzählung

1902 Einzug beider Kompanie in das Gerätehaus Louis-Schreiter-Str. 9 (bis heute)

Aufzählung

1920 Gründung einer Feuerwehrkapelle

Aufzählung

1922 Anschaffung erster „Hydrantenwagen“ (handgezogener Karren mit zwei Schlauchhaspeln und Standrohr)

Aufzählung

1925 Anschaffung der ersten mechanischen Leiter

Aufzählung

1934 Vereinigung der beiden Kompanien zur Feuerwehr Rabenstein

Aufzählung

1935 Anschaffung der ersten Motorspritze Typ „Opel Blitz“

Aufzählung

1939 Beginn der Sirenenalarmierung aller Kameraden im Rahmen der Luftschutzvorbereitungen

Aufzählung

1942-44 Nutzung der Feuerwehr als Hilfsorgan der Polizei

Aufzählung

Februar und März 1945 Einsätze nach den schweren Luftangriffen auf Chemnitz

Aufzählung

1950 Eingemeindung von Rabenstein nach Chemnitz; Feuerwehr wurde somit der Stadt bzw. der BF Chemnitz unterstellt

Aufzählung

1961 Feierlichkeit anlässlich des 100-jährigen Bestehens

Aufzählung

1986 Feierlichkeit anlässlich des 125-jährigen Bestehens

Aufzählung

1992 Beginn der Sanierung des maroden Gerätehauses, als erstes Projekt dieser Art nach der Wende, unter Federführung des vorigen Amtsleiters Herrn Eberhardt Bauer

Aufzählung

1997-98 Aufbau einer Jugendfeuerwehr

Aufzählung

1999 Übergabe eines neuen LF 8/6 auf Mercedes Benz

Aufzählung

2001 Übergabe eines MTF Typ VW T4

Aufzählung

März 2001 Gründung des Vereins „Freunde und Förderer der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein e.V.“

Aufzählung

15./16.09.2001 Feierlichkeiten anlässlich des 140-jährigen Bestehens

Aufzählung

sehr gute Beziehungen zu den Nachbarfeuerwehren Siegmar, Röhrsdorf und Grüna, aber auch Kontakte zur Partnerfeuerwehr in Pfronten und sogar internationale Kontakte zu unserer Partnerfeuerwehr in Neuwiller (Frankreich)

Aufzählung

die Wehrleiter der FF Rabenstein

Aufzählung

Bilder aus unserer Vergangenheit

Ausführliche Historie:

Hier nun die lange angekündigte ausführliche Geschichte unserer Wehr.
Mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen wir die Beiträge von Lothar Schilde, die in den "Rabensteiner Blättern" erschienen sind. Die Fotos stammen aus dem Archiv der FF Rabenstein

 

Teil 1

 

Ein Beitrag von Lothar Schilde

 

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein reicht bis in das Jahr 1861 zurück. Am 1. April 1861 gründete sich zunächst die Freiwillige Feuerwehr Niederrabenstein. Als Gründungsmitglieder sind in der “Stammliste der Freiwilligen Feuerwehr“ (1861 bis 1891) namentlich Hermann Claus, August lrmscher und Leonhardt Kühn genannt. Richard Eiding nennt in seiner “Geschichte von Rabenstein“ neben Hermann Claus die Namen von Karl Küchler, Hermann Arnold, Robert Wächtler und Hermann Beier. Die genaue Mannschaftsstärke und der Feuerwehrhauptmann im Gründungsjahr waren bisher leider nicht zu ermitteln. Anton Feig wurde nach der “Stammliste“ erst im Jahre 1866 Mitglied der Niederrabensteiner Feuerwehr, so das er dieses Amt frühestens in diesem Jahr übernommen haben könnte. Er hat es aber nachweislich bis zum Jahresende 1886 begleitet. Zum Jahresbeginn 1887 übernahm diese Funktion Emil Großer. Das erste Spritzenhaus war ein Holzschuppen gegenüber der Feigschmiede, später Hemmannschmiede, am Eiskeller der Brauerei Niederrabenstein (am Sandsteig). Die erste Spritze war eine “Wendehalsspritze“ (Kastenspritze mit fest montiertem beweglich gelagertem Strahlrohr) und gehörte dem Besitzer des Rittergutes Niederrabenstein, Herr Johann Albert Esche.
Erst fast 5 Jahre später, am 1. Februar 1866, wurde auch in Oberrabenstein eine Freiwillige Feuerwehr gegründet, der 14 Männer angehörten. Diese Wehr verdankt ihr Entstehen einem Scheunenbrand am 02.02.1866 auf dem Rittergut Oberrabenstein. Der damalige Rittergutsbesitzer, Herr William Eduard Kraft, kaufte danach eine alte Kastenspritze mit Wendehals, ohne Saugvorrichtung, die zwar auch im Besitz des Rittergutes blieb, aber der FF Oberrabenstein zur Verfügung stand. 1875 ließ die Gemeinde Oberrabenstein von Herrn Lippold in Chemnitz eine vierrädrige Wagenspritze mit Saugvorrichtung bauen. Sie kostete 900,- M und wurde am 18.04.1875 in Dienst gestellt. Im selben Jahr baute man das erste eigene Spritzenhaus am Schenkweg, später Forststraße, heute Weigandstraße 4, Grundstück der Familie Dietrich. Es kostete 323,81 Mark.
Im Jahre 1876 wurde die Oberrabensteiner Wehr neu geordnet, das heißt es wurde aus der 1866 gegründeten “Hilfswehr“ eine ordentliche Freiwillige Feuerwehr gebildet. Zu ihrem “Comandant“ wurde Friedrich Schiefer, zu seinem Stellvertreter Adolf Berthold gewählt. Es wurde ein “Comit“ aus 5 Mitgliedern gebildet dem neben den beiden bereits Genannten, der “Rohrführer“ David Pfaff (Schmied im Rittergut Oberrabenstein), Otto Lohse und Bruno Dietrich angehörten. Am 19.11.1876 wurde das Statut bekannt gegeben, und am 21.01.1877 erfolgte die Einkleidung der 26 Mann starken Wehr mit grauer Drillhose, Blechhelm und Ledergürtel mit Schloss. Die Kosten übernahm die Gemeinde Oberrabenstein, obwohl sie als sehr arm galt. Im selben Jahr trat die FF Oberrabenstein als 89. Mitglied dem Landesfeuerwehrverband Sachsen bei, nachdem die FF Niederrabenstein schon zuvor als 81. Mitglied aufgenommen worden war. Im Jahre 1881 baute sich die Oberrabensteiner Wehr einen eigenen Steigerturm im Hof von “Dittrich‘s Gasthaus Oberrabenstein“ (später, etwa seit der Jahrhundertwende, “Goldener Löwe“). Er war 9 m hoch, 2 m breit und kostete 96,99 Mark. Steigertürme dienten den Feuerwehrleuten zu Übungszwecken und zum Trocknen der Schläuche. 1898 wurde der Steigerturm auf Wunsch von Gastwirt Dittrich, der selbst aktives Mitglied der FF Oberrabenstein war, vom Hof in den hinteren Teil des Gartenrestaurants versetzt Die Kosten dafür übernahm Herr Dittrich. Dabei wurden noch brauchbare Teile des alten Turms mit verwendet. Um der Gemeinde Rabenstein die Sicherheit zu geben, den Turm stets nutzen zu können und einen ungehinderten Zugang zu haben, wurde am 27.05.1898 ein entsprechendes Abkommen zwischen der Gemeinde Rabenstein und dem Gastwirt Ernst Ferdinand Dittrich geschlossen. Durch diesen Standortwechsel stand der im Juni 1898 neu aufgebaute Steigerturm später quasi neben der 1912 erbauten Turnhalle des Turnvereins Rabenstein am “Blumengässchen“ (Kirchstraße, heute Georgenkirchweg).
Nach der Vereinigung der beiden Gemeinden Nieder- und Oberrabenstein im Jahre 1897 blieben die beiden Wehren als selbständige Einheiten bestehen. Zur Unterscheidung erhielt die FF Niederrabenstein die Bezeichnung “1. Kompanie“, die Oberrabensteiner Wehr die Bezeichnung “2. Kompanie.“ Die letztere wurde 1898 mit einer neuen größeren Handdruckspritze ausgerüstet, für deren Anschaffung 800,- Mark zur Verfügung gestellt wurden. Die alte Spritze erhielten die Gemeindearbeiter für Reinigungs- und Pflege- arbeiten. Sie war dort bis über die Mitte der 30er Jahre im Gebrauch.
Mit dem Neubau des Rabensteiner Rathauses an der Poststraße 9 (heute Louis-Schreiter-Straße 9) im Jahre 1902 erhielten beide Kompanien ein neues gemeinsames Gerätehaus mit einem 16 m hohen Steiger- und Trockenturm. Trotzdem blieben beide Wehren organisatorisch selbständig. Die nach der Jahrhundertwende schnell wachsende Einwohnerzahl machte eine weitere Modernisierung des Ortes und seines Feuerlöschwesens erforderlich. So entstand bis zum Jahre 1914 ein neues Wasserleitungsnetz, an das bereits damals ca. 85 Hydranten angeschlossen waren. 1938 waren es dann 96 Oberflur und 25 Unterflurhydranten. Das bedeutete für die Wehren einen großen Fortschritt. Das Jahr 1914 brachte aber andererseits auch große Einschnitte in das Leben der beiden Kompanien. Viele Feuerwehrleute wurden zum Kriegsdienst eingezogen. So verblieben der 2. Kompanie lediglich noch 8 Mann. Da auch der Wehrleiter Otto Thems mit ins Feld musste, übernahm der inzwischen 70jährige Ehrenhauptmann Adolf Berthold nochmals für fast 5 Jahre (bis 1919) die Leitung der 2. Kompanie. Die 1. Kompanie wurde weiterhin von Hauptmann Emil Kretschmar geführt. Nach Kriegsende nahm die Anzahl der aktiven Mitglieder wieder stark zu. In diese Nachkriegszeit (1920) fällt auch die Gründung einer Feuerwehrkapelle (Dirigent E. Müller, später Carl Syes), die bis zum Beginn des 2. Weltkrieges bestand. Später, in den Jahren 1957 bis 1966, gab es noch einmal eine solche in Rabenstein, die dann leider wieder zerfiel.
Im Jahre 1922 beschaffte man in Rabenstein den ersten Hydrantenwagen. Das war ein handgezogener zweirädriger Karren, der zwei Schlauchhaspeln und ein Standrohr trug. 1925 erhielten diese Wehren von der Gemeinde auch die erste mechanische Leiter. Es war eine einachsige ausfahrbare Leiter. Wurden früher Spritze und Leitern von Menschenkraft an den Einsatzort gebracht, so übernahmen das später Pferde. Der Kutscher wurde mit etwa 1,50 Mark pro Einsatz aus der Feuerwehrkasse bezahlt. Erst 1929 beschloss der Gemeinderat, den Rittergutspächter Gerhard und den Bauer Ludwig zu verpflichten, die Spritze und die Leitern mit Pferdegespannen zu fahren. Von 1924 bis 1936 war Böttchermeister Max Ehrlich Branddirektor von Rabenstein. Eine heute kurios anmutende Episode soll hier eingefügt werden. Um die Feuerwehrkasse aufzubessern, verkaufte man zunächst im Mannschaftskreis, später auch darüber hinaus, Zigarren. Der Gewinn floss in die Kasse. 1927 beschloss man, jährlich 50,- Mark auf ein Konto bei der Sparkasse Rabenstein einzuzahlen, um das 75jährige Jubiläum im Jahre 1936 finanzieren zu können.
Anlässlich dieses Jubiläums wurde Bürgermeister Franz Wendt zum Ehrenmitglied ernannt. Die Alarmierung der Feuerwehr erfolgte anfangs, als die Orte noch klein und “überschaubar“ waren, durch das Rufen des Wortes “Feurio“ und “Sturmläuten“ aller Glocken (erst 1929 abgeschafft), später durch das Blasen von Signal- und Nebelhörnern sowie von Signal- und Dampfpfeifen (z. B. der Färbereien). Die uns allen noch bekannten Sirenensignale gab es in Rabenstein erst seit 1939 im Rahmen der Luftschutzvorbereitungen.
Der aufmerksame Leser wird sich fragen, weshalb in diesem Beitrag teilweise ausführlicher auf die Entwicklung der 2. Kompanie (FF Oberrabenstein) eingegangen wurde als auf die personell stärkere 1. Kompanie (Niederrabenstein). Die Dokumentationsfreudigkeit der 2. Kompanie war offenbar größer als die der ersten. Ebenso gibt es nur wenige Aufzeichnungen aus den Kriegsjahren 1940 bis1945. Sollten  unsere verehrten Leserinnen und Leser über Dokumente verfügen, die helfen können, diese Lücken zu schließen oder das Dargestellte zu ergänzen, wären sowohl der Verfasser als auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein sehr dankbar.
Im nächsten Teil wird auf die Zeit von 1933 bis zur Gegenwart eingegangen.

 

Übung der FF Oberrabenstein an " Dittrich’s Gasthaus Oberrabenstein “ ( später Goldener Löwe ) um 1895 

 

Fünfzigjähriges Jubiläum der 1. Kompanie der FF Rabenstein vom 08.-10.07.1911

 

Die Damen der 1. Kompanie der FF Rabenstein vom 08.-10.07.1911

 

Quellennachweis:
1. Stadtarchiv Chemnitz, Findbuch des Bestandes der Gemeinde Rabenstein Nr. 907: Stammliste der Freiwilligen Feuerwehr (1861 bis 1892); Nr. 906 Freiwillige Feuerwehr, 2. Kornp. (1876 bis 1910); Nr. 909: Die Ausrüstung und Organisation der “Freiwilligen Feuerwehr“ (jetzt 2. Komp. von Oberrabenstein) 1877 bis 1917


2. Richard Eiding Geschichte von Rabenstein

 
3. Festschrift um Heimatfest 1936


4. Protokollbücher,- und persönliche Erinnerungen der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein, besonders der Kameraden Günter Jungmann und Helmut Roscher

 

 

Teil 2

 

Ein Beitrag von Lothar Schilde


Entgegen der Ankündigung im Heft 3 befasst sich der zweite Teil des Beitrages nur mit dem Zeitraum von 1933 bis 1945, da der Verfasser beim Studium der Unterlagen im Stadtarchiv mehr Erkenntnisse gewinnen konnte, als ursprünglich angenommen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 begann auch die Gleichschaltung der Feuerwehren. Nach einem Schreiben des Landesverbandes Sächsischer Feuerwehren e. V. an alle Feuerwehren Sachsens vom 17.05.1933 „.. dürfen die Führerstellen der freiwilligen und Fabrikfeuerwehren nur durch national gesinnte Männer besetzt werden.“ Das galt ab 01.08.1933. Obwohl Richard Rücker, Hauptmann der 2. Kompanie, daraufhin sein Amt zur Verfügung stellen wollte, gab es in Rabenstein keine personellen Veränderungen. Die Führungsspitzen der beiden Kompanien waren weiter:

1. Kompanie (Niederrabenstein)
Führer der Wehr: Otto Schulze
Stellvertreter: Magnus Seifert
Zugführer: Erich Weiland, Albert Ehrlich
Feldwebel: Alfred Guth

 

2. Kompanie (Oberrabenstein)
Führer der Wehr: Richard Rücker
Stellvertreter: Paul Wunderlich
Zugführer: Willy Schmidt, Wilhelm Gerlach
Feldwebel: Willy Bonitz

 

Am 13.09.1933 regte der Gemeinderat die Vereinigung der beiden Kompanien an. Am 09.02.1934 teilte Bürgermeister Franz Wendt der Sächsischen Brandversicherungskamm& mit dass eine Vereinigung der 1. und 2. Kompanie geplant ist und fragte gleichzeitig an, ob dies auch von Seiten der Kammer erwünscht sei und ob sich daraus finanzielle Nachteile für die Gemeinde ergeben würden. Bereits drei Tage später äußerte die Sächsische Brandversicherungskammer ihr Einverständnis zur Vereinigung. Daraufhin versammelten sich alle zuständigen Gremien der Gemeinde am 27.02.1934 im Bahnhofsrestaurant (später Burghotel) und beschlossen die Vereinigung der 1. und 2. Kompanie zum 01.04.1934. Auf dieser Sitzung schlug Hauptmann Schulze vor, den jüngeren Hauptmann Rücker zum Führer der Wehr zu wählen, was dann auch geschah. Bei dieser Gelegenheit wurden von der Feuerwehrführung auch einige Wünsche an die Gemeinde gerichtet. So wurde vorgeschlagen, zwei Schlauchstationen einzurichten, eine am “Carolabad“, die zweite an der Graubner Schmiede. Sechs Satz Schläuche und zwei Gasmasken sollten beschafft und neue Uniformen gekauft werden. Auch die vorher schon öfter angemahnte Verbesserung der Alarmierung durch Telefonanschlüsse für die Wehrführung kam zur Sprache. Da auch schon zu dieser Zeit zu vieles gleichzeitig benötigt wurde, konnte man keine Diensttelefone für die Feuerwehr einrichten lassen. Dafür erarbeitete man 1935 einen Alarmierungsplan, durch den Telefonbesitzer (meist Geschäftsleute) verpflichtet wurden, in der Nähe wohnende Feuerwehrleute zu alarmieren, teilweise bis zu einer Entfernung von mehr als 100 m. Am 17.03.1937 hatte die FF Rabenstein eine Mannschaftsstärke von 72 aktiven Mitgliedern im Alter bis zu 60 Jahren.
Im Rahmen der Machtsicherung und Kriegsvorbereitung durch die Nationalsozialisten wurden ständig neue Verordnungen erlassen. Diese sollten den ideologischen Einfluss sichern, stellten aber auch an die Ausbildung und an die Ausrüstungen neue Anforderungen. So gab es die Grußpflicht, die Bezugspflicht der Einheitszeitschrift "Die Feuerlöschpolizei“ (ab 01.10.1937), die Verbindlichkeit des SS-Liederbuches für alle Feuerwehren (ab 23.10.1937), die Teilnahme an Sammlungen für das Winterhilfswerk und immer intensivere Luftschutzübungen. Es mussten Luftschutzlehrgänge besucht werden, um den Umgang mit chemischen Kampfstoffen und deren Neutralisierung beherrschen zu lernen. Im Zusammenhang mit der Verbesserung der Ausrüstung ist auch die Anschaffung des ersten “mobilen Löschzuges“ für Rabenstein zu sehen. Der Gemeinderat beschloss im November 1934 den Kauf dieser Motorspritze. Im Mai 1935 wurde sie bestellt und im September des gleichen Jahres geliefert. Die Kosten betrugen ca. 12.000,- RM, einschließlich der durch die größere Länge des Fahrzeuges notwendig gewordenen Verlängerung des Gerätehauses.
Das Geld kam teilweise vom Staat (3.000,- RM), und teilweise wurde es von der örtlichen Industrie vorgeschossen. Auch die Feuerwehrkapelle beteiligte sich an der Finanzierung, indem sie ein Konzert gab, das einen Erlös von 352,- RM einbrachte. Das Fahrzeug vom Typ “Opel Blitz“ war mit einer Schaumspritze ausgerüstet und besaß einen Einachsenanhänger mit einer Tragkraftspritze “TS 8“ (800 l/min Förderleistung). Um Platz für das neue Fahrzeug zu schaffen, war nicht nur der erwähnte Anbau erforderlich, sondern es mussten auch eine Handdruckspritze und ein Leiterwagen verkauft werden. Gleichzeitig brachte die neue, modernere Ausrüstung auch neue Pflichten mit sich. So war künftig Löschhilfe im Umkreis von sechs km zu leisten. 1939 kam ein zweites, zwar gebrauchtes Fahrzeug vom Typ “Minerva“ zur Ausrüstung. Nachdem bereits 1937 die Feuerwehren der Ordnungspolizei untersterstellt wurden, folgte am 07.05.1938 die “Einführung von einheitlichen akustischen Warnsignalen und blauem Kennlicht für die Dienstfahrzeuge der Polizei und Feuerlöschpolizei.“ Obwohl Bürgermeister Wendt die Kosten für diese Nachrüstungen “wegen geringer Einsätze“ gern gespart hätte, wurden in den Haushaltplan 1939 entsprechende Mittel dafür eingestellt.
Große Probleme gab es bei der Beschaffung einer elektrischen Sirene. Vom Beschluss zur Anschaffung einer solchen am 06.09.1938 bis zum ersten Probealarm am 07.07.1939 vergingen 10 Monate. Zu diesem Zeitpunkt war sie aber nur vom Schulhaus aus einschaltbar, auf dessen Turm sie montiert war. Das Erdkabel zwischen Schule und Rathaus, dass zur Fernbedienung notwendig war, konnte erst nach einem harten Kampf beschafft und verlegt werden, da es selbst für solche Zwecke schwer war, eine Materialfreigabe zu erhalten. Die Erdarbeiten führten die Feuerwehrleute selbst aus, weil der damit beauftragten Grünaer Firma keine Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Die elektrischen Arbeiten bekam die Firma Huth aus Rabenstein übertragen. Mit Wirkung vom 27.11.1939 erhielten alle freiwilligen Feuerwehren den Status einer “technischen Hilfspolizeitruppe“ und wurden 1940 aus dem Vereinsregister gestrichen, die FF Rabenstein am 20.01.1940. Die Vermögenswerte, die bei der Rabensteiner Wehr vor allem aus gebrauchten Musikinstrumenten und Noten bestanden, fielen an die Gemeinde. Jetzt wird die Pflicht zur gegenseitigen Hilfeleistung auf einen Umkreis von 15 km ausgedehnt in besonders schweren Fällen sogar auf 40 km Entfernung von der Ortsgrenze. Es wurden diesbezügliche Vereinbarungen mit den Umland Gemeinden abgeschlossen.
Nach Kriegsausbruch wurde die durch Einberufungen stark dezimierte Mannschaft “auf Friedensstärke“ aufgefüllt, indem man per Erlass Hitlerjungen für Feuerlöschzwecke ausbildete und bereits aus Altersgründen ausgeschiedene Kameraden unter Androhung von Strafen verpflichtete wieder Dienst zu tun. Bis Mitte Januar 1940 wurden in Rabenstein 30 Jugendliche “auf freiwilliger Basis“ theoretisch und praktisch ausgebildet
Mit der Einordnung der freiwilligen Feuerwehren als technische Hilfspolizeitrupp änderten sich auch die Dienstbezeichnungen und Dienstgradabzeichen. Am 29.07.1940 nahm der 1. Beigeordnete Bruno Kemter, in Vertretung des zwar anwesenden, aber zu dieser Zeit zum Wehrdienst eingezogenen Bürgermeisters Franz Wendt die Ernennung und Vereidigung der Wehrführung in Köhlers Gaststätte vor.

Er ernannte:
Richard Rücker zum Oberzugführer (Wehrführer)
Willy Schmidt zum Zugführer (stellvertretender Wehrführer)
Karl Kämpfe zum Haupttruppführer (verantw. für 1. Mannschaftswagen mit Anhänger)
Willi Wiebigke zum Haupttruppführer (verantw. für 2. Mannschaftswagen mit Anhänger)
Arno Melzer zum Obertruppführer
Albert Kliemann zum Obertruppführer
Herbert Schöne zum Truppführer (verantw. für Hydrantengerät)
Wilhelm Gerlach zum Truppführer (verantw. für Handdruckspritze)

Weitere 63 Mitglieder wurden am 19.10.1940 zum Hilfspolizeibeamten ernannt.
Mit dem Fortschreiten des 2. Weltkrieges wurde die angeordnete Aufrechterhaltung der Mannschaftsstärke “auf Friedensstärke“ immer schwieriger. Die Blockwarte wurden angewiesen, Listen zu erstellen, die alle noch zu Hause verbliebenen männlichen Einwohner erfassten. Danach wurden alle noch infrage kommenden Männer schriftlich aufgefordert sich persönlich im Rathaus zu melden und sich im Rahmen einer Notdiensttruppe für den Feuerlösch- und Luftschutzdienst zur Verfügung zu stellen. Seit 01.09.1942 unterlagen alle Feuerwehrleute als Hilfspolizeibeamte der SS- und Polizeigerichtsbarkeit.
Im März 1943 musste in Rabenstein eine 16 Mann starke Einsatztruppe gebildet werden, die ständig für den Einsatz in Chemnitz, besonders bei Fliegeralarm, bereitzustehen hatte. Am 25.07.1943 betrug die Gesamtstärke der Rabensteiner Wehr 71 Mann, 30 davon im zwangsweisen Notdienst. Im gleichen Jahr gab es weitere Personalabgänge durch das Einziehen männlichen Personals aus Handel und Gewerbe. Männliche Handwerker durften nur noch mit ausdrücklicher Erlaubnis auswärts arbeiten. Ab Februar 1944 gab es einen regen Schriftwechsel zwischen den Firmen mit Rüstungsproduktion, besonders der Firma Hamel, und der Gemeindeverwaltung Rabenstein, da diese Betriebe ihre Mitarbeiter nicht mehr für Übungen und Feuerlöschdienste freistellen wollten. Ab Juni 1944 mussten auch noch Brandwachen zum “Feuerschutz der deutschen Ernte“ gestellt werden. Im August des selben Jahres waren gerade noch acht Männer der Rabensteiner Feuerwehr als Maschinisten und Kraftfahrer einsetzbar, im Oktober des Jahres sogar nur noch ein Mann. Ab August 1944 wurden auch die bisher verschonten Bauern zum Feuerwehrdienst verpflichtet. Die Ausbildungszeit betrug zwei Stunden pro Woche, während der Erntezeit zwei Stunden in 14 Tagen. Ab Oktober 1944 zog man sogar Frauen und Mädchen zum Feuerwehr- und Luftschutzdienst heran.
Im Dezember 1944 wurde die bombensichere Unterbringung der Löschtechnik angeordnet. Dafür erhielt das Löschgerätehaus hinter dem Rathaus Splitterschutzwände und diente nur noch dem Abstellen eines Löschzuges. Eine Motorspritze wurde im Kellergang des Rathauses untergestellt. Eine Schaumlöschspritze stationierte man im behelfsmäßigen Luftschutzraum der Landwirtschaftlichen Handelsbank in der Gartenstraße 1a (heute Kieselhausenstraße). Die Handdruckspritze wurde im Brauereikeller untergebracht. Den Mannschafts-Pkw stellte die Gemeinde in der splittersicheren Garage des Straßenmeisters am Sandsteig ab. Neben den üblichen feuerwehrtypischen Einsätzen rückte die Rabensteiner Feuerwehr natürlich auch nach Bombenangriffen aus, um Menschen zu bergen und Brände zu löschen. In Rabenstein sind den älteren Einwohnern sicher noch die Bombenabwürfe vom 12. Mai und 29. Juni 1944 in Erinnerung. Am 12. Mai wurde das Wohnhaus Oststraße 19 (heute Barthelstraße) völlig zerstört. Während eine Frau, ein Mann und ein größeres Kind lebend aus den Trümmern befreit werden konnten, konnte ein Säugling nur noch tot geborgen werden. Er war das erste Bombenopfer in Rabenstein. Der Angriff vom 29. Juni forderte 11 Menschenleben. Es wurden die Gebäude Röhrsdorfer Straße 1, 2 und 3, Chemnitzer Straße 1 und 3 (heute Limbacher Straße) und Ritterstraße 1 (heute Trützschlerstraße) völlig zerstört bzw. so stark beschädigt, dass sie abgebrochen werden mussten. Größere Einsätze der Rabensteiner Wehr folgten besonders nach dem Angriff am 11.09.1944 auf Siegmar-Schönau und in den Monaten Februar und März 1945. Aktenkundig sind Einsätze vom
06. und 07. Februar sowie vom 14.02., 12.32 Uhr, bis 15.02., 10.00 Uhr, hier an der Annaberger Straße 223 in Chemnitz und in Erfenschlag. Am 02. März folgte ein Einsatz von 13.15 Uhr bis 16.50 Uhr am Lutherplatz in Chemnitz. Wann und wie lange die Rabensteiner Feuerwehr nach dem Großangriff auf Chemnitz am Abend des 05.03.1945 im Einsatz war, konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden. Mit welchen Problemen die Wehren in dieser schweren Zeit zusätzlich zu kämpfen hatten, soll die Tatsache zeigen, dass es nach jedem auswärtigen Einsatz Auseinandersetzungen darüber gab, aus welchem Kontingent der verbrauchte Kraftstoff ersetzt werden sollte.
Die Entwicklung der FF Rabenstein nach Kriegsende bleibt einem 3. Teil vorbehalten. Am Ende dieser Beitragsfolge erscheint auch eine tabellarische Aufstellung aller Wehrleiter von den Anfängen bis zur Gegenwart.

 

Quellennachweis:
1. Stadtarchiv Chemnitz, Findbuch des Bestandes der Gemeinde Rabenstein Nr. 892: Reichsfeuerlöschgesetz (1936-1943) Nr. 900: Feuerwehraugelegenheiten, Band 1 (1931 -1945) Nr. 901: Feuerwehrangelegenheiten, Band 2(1943 -1945) Nr. 904: Feuerwehrinspektion (1927- 1945) Nr. 914: Luftschutz. und Feueralarm (1936- 1950) Nr. 915: Verstärkung der Freiwilligen Feuerwehr (1941 - 1945)


2. Richard Eiding: Chronik von Rabenstein


3. Protokolle und persönliche Erinnerungen der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein, besonders der Kameraden Günter Jungmann und Helmut Roscher

 

 

Teil 3

 

Ein Beitrag von Lothar Schilde

 

Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahre 1945 galt es, die Einsatzbereitschaft der FF Rabenstein zu sichern bzw. wiederherzustellen. Doch bevor es zu organisatorischen Maßnahmen kam, musste ein Großbrand bekämpft werden.
Am 20. Mai 1945, gegen 12.30 Uhr, brannte das Wirtschaftsgebäude (ehemaliges Brauhaus) der Schlossbrauerei Rabenstein lichterloh. Die FF Rabenstein war schnell zur Stelle und begann sofort mit den Löscharbeiten. Als die ebenfalls zur Brandstelle geeilten amerikanischen Besatzungssoldaten sahen, dass die Feuerwehrmänner noch die alten Nazisymbole an ihren Helmen trugen, drängten sie die Männer zur Seite und zwangen sie, die Hakenkreuze abzukratzen, bevor sie weiterlöschen durften. In der Zwischenzeit übernahmen die Amerikaner die Löscharbeiten und halfen auch danach noch tatkräftig mit. Das Gebäude, in dem sich auch eine Wohnung befand, konnte jedoch nicht gerettet werden, dafür aber die ebenfalls stark gefährdeten angrenzenden Häuser. Nachdem die wichtigsten Verwaltungsstellen durch antifaschistisch-demokratische Kräfte ersetzt waren, wurden auch Schritt für Schritt die Feuerwehren neu organisiert. Am 06.09.1945 erließ der neue Landrat an alle Bürgermeister die Anweisung, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und die alten Uniformen ohne Schulterstücke und Dienstgradabzeichen zu tragen. Außerdem durften die Uniformen nur noch als „Dienstkleidung“ bezeichnet werden. Der neue Leiter der FF Rabenstein, Karl Kämpfe, wurde von dem seit 01.07.1945 eingesetzten Bürgermeister Barthel angewiesen, bei den Übungen und Einsätzen keine „Soldatenspielerei“ und „soldatische Tendenzen“ zuzulassen. Die am 11.09.1945 erfolgte Bestandsaufnahme ergab: Mannschaftsstärke 50 Mann 1 Gerätehaus für zwei Fahrzeuge 1 Lkw (Mannschaftswagen) mit Ottomotor, Typ Opel, Baujahr 1935, Gummibereifung 1 Schaumspritze 400 l, Ottomotor, Fabrikat Müller, Döbeln, Baujahr 1935 1 Schlauchwagen, Handzug, alt 1 Schiebeleiter, Handzug, Fabrikat Flader, 1 Gerätewagen, Handzug, alt 1 TS 8 mit TSA, Ottomotor, Fabrikat Müller, Döbeln, Baujahr 1935 1 TS 8 ohne TSA, Ottomotor, Fabrikat Flader, Baujahr 1945. (TS 8 = Tragkraftspritze mit 800 l/min Förderleistung ; TSA = Tragkraftspritzenanhänger)
Ein großes Hindernis beim Neuaufbau war der akute Mangel an Kraftstoff und Materialien aller Art. Unter dem Datum vom 28.09.1945 stellte Bürgermeister Barthel an den Landrat den Antrag auf Zuteilung von 100 l Benzin und 10 l Öl, da kein Bestand vorhanden sei und beim letzten Brand im September 1945 auf dem Rittergut Oberrabenstein die Benutzung des Mannschaftswagens und der Spritze nicht möglich waren. Bei genügend Benzin hätten Getreide und Futtermittel gerettet werden können. Ein weiterer Antrag vom 26.10.1945 befasste sich mit der Bereitstellung von „Sohlenmaterial“, weil beim Brand auf Rittergut Oberrabenstein bei 3 Feuerwehrmännern die Stiefel kaputt gegangen seien. Wehrleiter Kämpfe kritisierte am 16.11.1945, dass man die Sirene auf der Schule im oberen Ortsteil oft nicht hören kann, sie auf einen höheren Ton eingestellt werden müsste. Außerdem können viele Feuerwehrleute nicht schnell genug am Gerätehaus eintreffen, da sie entweder gar kein Fahrrad oder keine Fahrradbereifung besitzen. Nachdem am 03.10.1945 bei der Landesverwaltung Sachsen eine Abteilung Feuerwehr gegründet worden war, gab es auch für die Freiwilligen Feuerwehren wieder Dienstgradbezeichnungen, analog denen der Berufsfeuerwehren. Daraufhin beauftragt Bürgermeister Barthel den Leiter der Rabensteiner Wehr Karl Kämpfe mit der Ausarbeitung eines Vorschlages in Form einer namentlichen Aufstellung. Es waren 2 Züge = 4 Gruppen zu bilden. Dafür forderte der Landrat 3 Oberbrandmeister, 4 Brandmeister, 4 Oberlöschmeister und 64 Mann. Die unteren Dienstgrade Anwärter (unter 1 Jahr Dienstzeit), Feuerwehrmann (über 1 Jahr), Oberfeuerwehrmann (über 5 Jahre), Löschmeister (über 10 Jahre) und Oberlöschmeister (über 15 Jahre) konnten vom Bürgermeister verliehen werden, die höheren Dienstgrade vom Brandmeister über den Oberbrandmeister bis zum Brandinspektor nur durch den Landrat. Für die vom Bürgermeister am 11.03.1946 ernannten 5 Oberlöschmeister, 19 Löschmeister, 7 Oberfeuerwehrmänner, 26 Feuerwehrmänner und vier Anwärter trafen am 09.04.1946 die 61 Ausweise ein. Nur für die drei vorgeschlagenen Oberbrandmeister (Karl Kämpfe, Richard Rücker, Willy Schmidt) und 4 Brandmeister (Albert Kliemann, Arno Melzer, Rudolf Richter, Herbert Schöne) dauerte es noch bis zum 23.12.1946, ehe die Ernennungsschreiben und Ausweise eintrafen. Dabei wurden Richard Rücker und Willy Schmidt wegen ihrer NSDAP-Mitgliedschaft durch den Landrat abgelehnt und erhielten nur den Dienstgrad Oberlöschmeister, obwohl Bürgermeister Barthel und der „Demokratische Block“ Richard Rücker am 17.10.1945 einstimmig befürwortet hatten, da „er nur mit Rücksicht auf die Feuerwehrsache, der er mit Leib und Seele verschrieben ist, der NSDAP beigetreten war.“
Im Jahre 1946 standen zur Verfügung:
Als Fahrer und Maschinisten:
Löschmeister Otto Münch
Feuerwehrmann Fritz Linke
Feuerwehrmann Fritz Bucher
Als Maschinisten:
Oberlöschmeister Hans Schindler, Löschmeister Walter Schmidt

 

Ab 20.04.1947 werden die Feuerwehren von der Polizei getrennt und dem Ministerium des Innern, Abteilung 7, unterstellt. Alle beweglichen und unbeweglichen Sachen fallen wieder den Kommunen zu, die der FF Rabenstein also der Gemeinde Rabenstein. In allen Kreisen werden Brandschutzämter gebildet, die die Feuerwehren überwachen und anleiten.
Gegen Ende des Jahres 1947 kommt es in der Rabensteiner Feuerwehr zu einer personellen Krise. Sogar der Leiter der Wehr, Oberbrandmeister Karl Kämpfe, teilte dem seit dem 10.03.1947 im Amt befindlichen Bürgermeister Knebel am 02.12.1947 schriftlich mit dass er am 31.12.1947 die Leitung der FF Rabenstein niederlegen werde. Begründung: „Bei der heutigen Ernährungslage ist es mir unmöglich, meine Freizeit weiterhin der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.“ Daraufhin wurde für den 10.01.1948, 20 Uhr, eine Jahreshauptversammlung der FF ins Burghotel einberufen, zu der aber nach einer Notiz von Bürgermeister Knebel nur etwa 1/3 aller Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr erschienen. Ein Protokoll über diese wichtige Versammlung war leider nicht auffindbar. Nachdem der Bürgermeister alle Nichtanwesenden persönlich angeschrieben hatte und um eine schriftliche Erklärung ihres Verhaltens gebeten hatte, folgte eine Flut von 15 Austrittserklärungen. Die meisten begründeten diesen Schritt mit ihrem fortgeschrittenen Alter, angeschlagener Gesundheit, zu wenig Nahrungsmitteln, keine Schuhe und in einem Fall mit einem begonnenen Fernstudium, das alle Freizeit in Anspruch nehme. 14 Mann scheiden danach offiziell aus, sechs von ihnen erhalten wegen „langjähriger Tätigkeit“ ein besonderes Dankschreiben, darunter einer der verdienstvollsten Feuerwehrmänner Rabensteins, der langjährige Wehrleiter Richard Rücker. Karl Kämpfe bleibt weiterhin der Leiter der FF Rabenstein. Ihm stehen noch insgesamt 51 Feuerwehrleute zur Verfügung. Die angewiesene Stärke von 64 Mann ist damit unterschritten. Daraufhin beschließt der Finanz- und Verwaltungsausschuss der Gemeinde am 23.01.1948, einen Feuerwehrausschuss zu bilden.
Ihm gehörten an:
Erich Weiland CDU
Arno Melzer SED
Willy Koch LDP
Karl Kämpfe Oberbrandmeister und Vorsitzender
Herbert Schöne Brandmeister
Kurt Irmscher Oberfeuerwehrmann
Alfred Enkelmann Dezernent


Der Ausschuss versuchte, die Bedingungen für die Wehr zu verbessern. Es wurde eine Jugendgruppe gebildet die 14tägig Sonntag Vormittags übte. Neue Uniformen wurden beschafft und im Herbst ausgegeben. Sie besaßen auch wieder Achselstücke. Fünf Bauern schrieb man an. Sie sollten tagsüber Feuerwehrhelfer bereitstellen, um die FF einsatzfähig zu halten. Acht Landarbeiter wurden daraufhin gemeldet.
Zwischen dem 26.08.1947 und 05.04.1948 baute die Firma Walter Ehrlich, Rabenstein, 49 Hydranten nach der neuen Norm um, das heißt, die alten Gewindeanschlüsse wurden durch die neuen Bajonettverschlüsse ersetzt, die ein schnelleres Anschließen der Schläuche ermöglichten. Dafür wandte die Gemeinde 754,60 RM auf.
Im Jahre 1949 entwickelte die FF Rabenstein zahlreiche Aktivitäten. So wurden 14 Übungen, 13 Unterrichte, zwei Schauvorführungen und eine Alarmübung durchgeführt sowie zu neun Bränden ausgerückt. Bei einer Schnelligkeitsübung erreichte die Wehr vom Absitzen bis zum 1. Rohr Wasser eine Bestzeit von 1 Minute und 32 Sekunden. Nach der Eingemeindung nach Chemnitz wurde die FF Rabenstein 1950 direkt der Chemnitzer Berufsfeuerwehr unterstellt.
Über die Entwicklung nach der Eingemeindung wird ein vierter und letzter Teil Auskunft geben.

 

Das Gerätehaus um 1950

 

Übung auf der Poststraße ( Louis - Schreiter - Straße ) vor dem Gerätehaus um 1950


Quellennachweis:
1. Stadtarchiv Chemnitz: Bestand der Gemeinde Rabenstein: Nr. 901: Feuerwehrangelegenheiten, Band 2(1943 - 1949) Nr. 904;  Feuerwehrinspektionen (1927- 1945) Nr. 911: Branddirektoren, Stellvertreter und Feuerwehrführer Nr. 917: Freiwillige Feuerwehr (1948- 1949)


2. Erlebnisbericht „Brand in der Oberrabensteiner Brauerei“ von Herrn Roland Willisch


3. Protokollbücher und persönliche Erinnerungen der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein, besonders der Kameraden Günter Jungmann und Helmut Roscher

 


Teil 4

 

Ein Beitrag von Lothar Schilde

 

Über die Zeit nach der Eingemeindung Rabensteins nach Chemnitz gibt es leider nur wenige Unterlagen, so das der Verfasser im wesentlichen auf die Aufzeichnungen und Erinnerungen der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr zurückgreifen muss. Sie erinnern sich, dass die Rabensteiner Wehr vom 09. bis 16. Juli 1954 beim großen Hochwasser in Karl-Marx-Stadt, wie Chemnitz seit Mai 1953 hieß, eingesetzt war. Hier pumpte sie vor allem Keller und nahe der Chemnitz gelegene Betriebsräume aus.
Am 05.09.1954 erklärte Wehrleiter Karl Kämpfe aus Altersgründen endgültig seinen Rücktritt. Die Kameraden wählten daraufhin Fritz Erber zu ihrem neuen Wehrleiter, der diese verantwortungsvolle Funktion bis Ende des Jahres 1977 bekleidete. Im Jahre 1954 bauten sich die Kameraden der FF Rabenstein im Gerätehaus einen Versammlungsraum in Eigenleistung aus, der mit einem Füllofen beheizt werden konnte.
Nach einem Wolkenbruch über Rabenstein und Rottluff am 06.07.1955 musste die Rabensteiner Feuerwehr durch ihre Kollegen aus Grüna und Limbach-Oberfrohna unterstützt werden, da sie die Wassermassen nicht allein bewältigen konnte. Besonders betroffen waren die Färberei Nestler in der Georg-Weerth-Straße, der VEB Vorwärts (später VEB Polar) an der Ahnertstraße sowie mehrere Bauerngüter in Rottluff.
Eine sehr gute Unterstützung fand die FF Rabenstein in dieser Zeit durch den VEB Schleifscheibenwerk Rottluff, da Wehrleiter Fritz Erber dort arbeitete. So konnte 1956 der aus dem Jahre 1935 stammende, noch offene Mannschaftswagen vom Typ „Opel-Blitz“ mit Hilfe dieses Betriebes und der Eigeninitiative der Kameraden zu einem geschlossenen Wagen umgebaut werden. Auch der Eigenbau eines Notstromaggregates war dadurch möglich. Im Laufe des Jahres 1958 sank die Mannschaftsstärke der Rabensteiner Wehr dramatisch auf nur 16 aktive Mitglieder, weil viele, besonders junge Kameraden, die in Rabenstein keinen Wohnraum fanden, in die Neubaugebiete der Stadt verzogen. Dennoch wurden in diesem Jahr noch beachtliche 533 freiwillige Arbeitsstunden im Nationalen Aufbauwerk (NAW) beim Umbau eines alten Mercedes Diesel Lkw zu einem Katastrophenschutzfahrzeug geleistet, die einem Wert von 5.700,- Mark entsprachen. Für die Unterstellung dieses Fahrzeuges musste eine der beiden Toreinfahrten des Gerätehauses erhöht werden. Bei einem der ersten Einsätze dieses zum Katastrophenschutzzug der Stadt Karl-Marx- Stadt gehörenden Fahrzeuges wurde in Frankenberg eine hölzerne Behelfsbrücke gebaut die eine infolge Hochwassers zerstörte Brücke ersetzte. Dieses Fahrzeug erlitt Ende des Jahres 1962 bei einem Unfall in Rottluff in Höhe des Auberges einen Totalschaden. Zum Glück gab es keine Menschenleben zu beklagen.
Im Monat Juli 1961 feierte die FF Rabenstein ihr 100jähriges Bestehen, gerechnet von der Gründung der FF Niederrabenstein. Das Jubiläum fiel aber in eine Zeit großer materieller Schwierigkeiten, so das die Freude am Feiern schnell wieder den Alltagsrealitäten wich. Die folgenden Beispiele sollen zeigen, mit welchen Problemen die Wehr zu kämpfen hatte. Um so mehr Hochachtung verdienen die Kameraden, die in dieser schweren Zeit neben ihrer Berufsarbeit und den privaten Sorgen nicht nur stets bereit waren, Menschenleben und Sachwerte vor Schaden zu bewahren, sondern zusätzlich noch viel Freizeit für den Aufbau und Erhalt ihrer Technik opferten. In diesem Jubiläumsjahr erhielt die Rabensteiner Feuerwehr ein von der Polizei ausgemustertes Mehrzweckfahrzeug vom Typ Robur „Granit 27“, welches instand gesetzt und zu einem Feuerwehrfahrzeug umgerüstet werden musste.
Zwei Jahre später stieß noch ein Veteran zu der „Oldtimersammlung“ der FF Rabenstein, ein altes Mercedes Löschfahrzeug „LF 15“ aus dem Jahre 1943. Es befand sich in einem solch schlechten Zustand, dass es erst wieder aufgebaut werden musste. Von 1963 bis 1964 wurde es von den Kameraden und mit Hilfe eines Handwerks- und eines Kfz-Betriebes mit großem Aufwand wieder verwendungsfähig gemacht. Zu diesem Zweck errichteten die Rabensteiner Feuerwehrleute in Mittelbach ein großes Zelt, da ein Mittelbacher Handwerksbetrieb die komplizierten Arbeiten übernommen hatte und so eine gute Zusammenarbeit gewährleistet war. Der gesamte Vorderbau und das Fahrerhaus wurden von einem sowjetischen „SIS 150“ übernommen. Die Arbeiten am Fahrgestell und den Einbau eines S 4000-Motors vom VEB Sachsenring führte der VEB Kraftfahrzeuginstandsetzung „Elan“ in Karl-Marx-Stadt aus. Aufgrund der „Zusammenstückelung“ des Fahrzeugs aus Bauteilen verschiedener Fahrzeugtypen aus zwei Ländern bekam es den Spitznamen „Völkerfreundschaft.“ Um Platz für dieses „neue“ Fahrzeug zu schaffen, wurde der Opel-Blitz zwischenzeitlich nach Adelsberg ausgelagert, bis er dann der mit Hilfe der FF Rabenstein neu gegründeten Betriebslöschgruppe des VEB Schleifscheibenwerkes Rottluff diente. 1967 wurde der Opel verschrottet.
Erst im Jahre 1968 erhielt die Rabensteiner Wehr nach 33 Jahren wieder ein fabrikneues Löschfahrzeug. Es war ein Robur „LO LF 8“, der 21 Jahre lang seinen Dienst versah und 1989 durch ein Neufahrzeug desselben, aber verbesserten Typs ersetzt wurde.
Seit 1969 gibt es in Rabenstein eine Funkalarmierung der Mitglieder der Feuerwehr, was eine wesentliche Verbesserung gegenüber der Sirenenalarmierung darstellt, denn die Sirenen waren nicht überall hörbar. Seit 1991 gibt es keinen Sirenenalarm mehr, um einerseits die Bevölkerung nicht unnötig zu beunruhigen und andererseits auch Kosten zu sparen.
Einer der größten Einsatze der FF Rabenstein war am 18.03.1980 der Großbrand auf dem Volksgut Rabenstein, dem früheren Rittergut Niederrabenstein, dem der historische Dachstuhl mit dem markante Dachreiter des damals als Lehrlingswohnheim genutzten Hauptgebäudes zum Opfer fiel. Der Brand brach etwa 13:15 Uhr in unmittelbarer Nähe des Dachreiters aus. Westlich des Türmchens drangen die ersten Rauchschwaden und kurz darauf die Flammen aus dem Schieferdach. Zuerst war die gegen 13:30 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr Karl-Marx- Stadt am Brandort. Das war kurz vor 14 Uhr. Der Dachstuhl stand zu dieser Zeit schon weitgehend in Flammen. Gegen 16:30 Uhr, nachdem die meisten Kameraden der freiwilligen Feuerwehren von ihren Arbeitsstätten nach Hause gekommen waren, wurden auch die Wehren von Rabenstein, Siegmar und Stelzendorf angefordert. Der Dachstuhl war aber nicht mehr zu retten. Nachdem der Brand vermeintlich gelöscht war, zog sich die Berufsfeuerwehr mit Ausnahme der Einsatzleitung zurück und überließ die Brandwache den drei freiwilligen Feuerwehren. Etwa 19:15 Uhr kam es infolge eines Schwelbrandes in dem mit Strohhäcksel gefüllten Fehlboden zu einem Deckendurchbruch zum ersten Stockwerk. Dadurch entfachte der an diesem Tag wehende Ostwind das Feuer erneut, und so wurde auch dieses Stockwerk noch ein Raub der Flammen. Es konnte lediglich das Erdgeschoß gerettet werden. Als Brandursache wurde ein Defekt in der elektrischen Anlage ermittelt. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Die Lehrlinge waren bei Brandausbruch entweder in der Berufsschule oder zur praktischen Berufsausbildung. Die Kinder des angrenzenden Kindergartens an der Trützschlerstraße wurden auf ein Angebot von Pfarrer Bachmann hin in den Pfarrsaal des Pfarrhauses gebracht. Die Leiterin des Kindergartens wurde dafür am nächsten Tag von ihrer vorgesetzten Dienststelle gemaßregelt. Es war damals unvorstellbar, dass Kinder eines staatlichen Kindergartens ein kirchliches Gebäude betraten. Einen Tag später siegte aber offenbar die Vernunft, und ein leitender Mitarbeiter der Stadt überbrachte Pfarrer Bachmann einen Blumenstrauß als Dank für die schnelle Hilfe.
Das 120jährige Jubiläum der FF wurde 1986 mit einem großen Festprogramm gefeiert. Da sich das Gerätehaus in einem beklagenswerten Zustand befand, mussten die Feierlichkeiten auf dem Sportplatz und in der Schulturnhalle stattfinden. Um die Bedingungen für die Rabensteiner Feuerwehr zu verbessern, stellte die Wehrleitung, die seit Anfang des Jahres 1978 unter der Leitung von Dietmar Schlotzhauer stand, den Antrag auf Rekonstruktion des Gerätehauses. Die Kosten waren damals auf 190.000,- Mark der DDR beziffert worden. Trotz Zusage, kam es bis zum Jahre 1989 nur zur Trockenlegung des Gebäudes. Dann ruhte das Vorhaben bis zum Jahre 1992. Jetzt übernahmen die HSP-Planung GmbH Chemnitz in Zusammenarbeit mit der AIC lngenieurgesellschaft für Bauplanung GmbH Chemnitz die Architektur- und Bauplanungsarbeiten sowie die Bauleitung. Im Zeitraum vom 22.09.1992 bis zum 26.01.1993 wurden im 1. Bauabschnitt das Erdgeschoß teilweise abgerissen und neu aufgebaut sowie die gesamte Dachkonstruktion erneuert Dabei traten unerwartete Schwierigkeiten auf, weil die Gründungen, selbst für massive Stützen, nur unzureichend waren. Ende des Jahres 1992 war das für den 1. Bauabschnitt bewilligte Geld aufgebraucht und das für den 2. Bauabschnitt benötigte noch nicht bestätigt. So stand der unfertige Bau bis zum Mai 1993. Zwischen dem 24. Mai und dem 29. September konnten die Bauarbeiten zu Ende geführt werden. Dabei wurde die Fassade völlig neu und sehr ansprechend gestaltet, und der Innenausbau erfolgte zügig. Das Gerätehaus erhielt eine moderne technische und sanitäre Ausstattung, bis hin zu einer Stiefelwaschanlage und einem hellen, freundlichen Schulungsraum. Ein Schlauchtrockenturm ist nicht mehr erforderlich, da die Schläuche nach Übungen und Einsätzen schon seit vielen Jahren zentral in den Anlagen der Berufsfeuerwehr Chemnitz gewaschen und getrocknet werden. Die Baukosten betrugen 1.283.000,- DM und wurden allein von der Stadt Chemnitz aufgebracht. Die Übergabe an die FF Rabenstein erfolgte am 15.10.1993. Am Bau waren insgesamt 8 Betriebe aus Chemnitz und der Region beteiligt, leider keine Rabensteiner Unternehmen. In dem modernen Gerätehaus steht jetzt der Robur „LO LF 8“ aus dem Jahre 1989 neben dem 1991 an die Rabensteiner Wehr übergebenen 450.000,- DM teuren Löschfahrzeug vom Typ Mercedes „LF 16“ (1600 l/min Förderleistung der Pumpe), Baujahr 1990. Damit verfügt die FF Rabenstein, die zu dieser Zeit eine Mannschaftsstärke von 30 Personen besitzt, davon 26 aktive Kameraden, über modernste Technik. Die Rabensteiner Wehr ist, wie alle freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet, der Chemnitzer Berufsfeuerwehr unterstellt und wird auch von dieser angefordert. Zum Jahresende 1994 gab Dietmar Schlotzhauer aus beruflichen Gründen die Wehrleitung ab, ist aber weiterhin aktives Mitglied der Rabensteiner Feuerwehr. Am 01. Februar 1995 wurde Ralf Fischer zum neuen Wehrleiter berufen.

 

 

Teil 5

 

Von OBM Dr. Thomas Lange

 

Als Meilenstein in der Wehrgeschichte kann man sicherlich die Sanierung des Gerätehauses bezeichnen. In den Jahren 1992 und 1993 wurden insgesamt rund 1,3 Mio. DM investiert und aus einer baufälligen Ruine, ohne sanitäre Einrichtungen und vertretbare Umkleidemöglichkeiten, entstand ein modernes Gerätehaus mit Duschen und Toiletten, Umkleideräumen, Werkstatt, Fahrzeughalle, großem Versammlungsraum, Küche und Wehrleiterbüro, was allen Anforderungen der heutigen Zeit entspricht.

In den Jahren 1997 bis 1998 wurde unter dem Jugendfeuerwehrwart Thomas Lange unsere Jugendfeuerwehr aufgebaut. Schon zu DDR-Zeiten gab es in Rabenstein eine AG „Junge Brandschutzhelfer“ deren Ziel es war Kinder spielerisch an das Feuerlöschwesen heranzuführen.

Zur technischen Ausstattung der FF Rabenstein gehört seit 1999 ein Löschfahrzeug vom Typ LF 8/6. Diese Spezifikation lässt erkennen, dass es sich dabei um ein Fahrzeug mit einer Pumpenleistung von mindestens 800 l/min und einem Wassertank von 600 l handelt. Das Rabensteiner Löschfahrzeug ist sowohl für den Brandeinsatz als auch für Technische Hilfeleistungen ausgestattet. Neben ausreichend Schlauchmaterial der Größen B und C, einer Schnellangriffseinrichtung, Steck- und Schiebeleiter sowie Pressluftatmern gehört auch eine Tragkraftspritze vom Typ TS 8 zur Standardbestückung für den Brandeinsatz. Für den Technischen Hilfeleistungseinsatz gehören darüber hinaus auch Hydraulikaggregat mit Schere und Spreizer, Notstromaggregat und ein Schlauchboot zur Beladung des Löschfahrzeugs. Seit 2001 gehört noch ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) vom Typ VW T4 synchro ohne feuerwehrtechnische Beladung zum Fahrzeugbestand der Wehr. Beide Fahrzeuge operieren bei Einsätzen im Randevouz-System. Das heisst, das Löschfahrzeug mit einer Mindestbesatzung verlässt immer zuerst das Gerätehaus, um kurze Hilfeleistungsfristen zu gewähren.

Im März 2001 wurde der Verein „Freunde und Förderer der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein e.V.“ gegründet. Ziel des Vereins ist die Förderung des Feuerschutzes und Unterstützung der FF Rabenstein bei vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz, Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit sowie Brandschutzerziehung und –aufklärung. Ein wesentlicher Punkt in der Vereinsarbeit ist die Traditionspflege. Über den Verein ist auch die Integration von nicht Aktiven und Sympathisanten in die Feuerwehr möglich. Der Verein wurde in Vorbereitung auf die 140-Jahrfeier der FF Rabenstein gegründet. Diese war für den 15. bis 16. September 2001 geplant. Trotz der vielen abgesagten Veranstaltungen - auf Grund der Terroranschläge vom 11. September in den USA - entschließen wir uns unsere 140-Jahrfeier, wie geplant, durchzuführen.

Als bedeutende Einsätze in der Amtszeit vom Wehrleiter Fischer sind auf jeden Fall die Hochwasserkatastrophe von 2002 und der Großbrand des ehemaligen Jugendclub VOXXX 2006 zu nennen, bei denen die Wehr teilweise sogar über mehrere Tage im Einsatz war.

Ralf Fischer stellt sich 2007 auf eigenen Wunsch nicht wieder zur Wahl, so dass ein neuer Wehrleiter gefunden werden muss. Dies gestaltet sich anfangs schwierig, da der bisherige 1. Stellvertreter (Dr. Thomas Lange) auf Grund seiner starken beruflichen Belastung nicht kandidieren will und der bisherige 2. Stellvertreter (Silvio Graube) ganz aus der Wehrleitung ausscheiden möchte. Als kurz vor der geplanten Wahl immer noch kein Kandidat für die Funktion des Wehrleiters zur Verfügung steht, wird eine außerordentliche Versammlung einberufen und gemeinsam die Kandidatenliste für eine neue Wehrleitung erörtert. Auf der Jahreshauptversammlung 2006 am 26.01.2007 wird Dr. Thomas Lange zum neuen Wehrleiter der FF Rabenstein gewählt. Bedeutende Einsätze in der darauffolgenden Zeit sind der Brand der CED-Recyclinganlage Fischweg 2007, die Technische Hilfeleistungen bei den Bombenfunden 2009 und 2010 sowie der Hochwassereinsatz 2010.

Im Jahr 2011 begeht die Freiwillige Feuerwehr Rabenstein ihr 150. Jubiläum. Sie ist damit die älteste, noch bestehende von derzeit 15 Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Chemnitz.

 

Die FF Rabenstein unterhält sehr gute Beziehungen zu den Nachbarfeuerwehren Siegmar, Röhrsdorf und Grüna. Es bestehen aber auch Kontakte nach Pfronten und sogar internationale Beziehungen zu Feuerwehren nach Rabenstein (Österreich) und Ungarn. Einen besonders engen Kontakt pflegen wir zu unserer Partnerfeuerwehr in Neuwiller (Frankreich).

 

 

 

Zum Schluss dieser Beitragsreihe sollen noch einmal alle Wehrleiter der Rabensteiner Feuerwehren und die Zeiträume, in denen sie Verantwortung trugen, in einer Übersicht genannt werden.

Wehrleiter der FF Rabenstein:

 

FF Niederrabenstein (seit 1897 1. Kompanie)

 

unbekannt²)

1861 - ?

 

Anton Feig

? - 1886

 

Emil Großer

1887 - 1905

Emil Kretschmar

1906 - 1923

Otto Schulze

1923 - 1934

FF Oberrabenstein (seit 1897 2. Kompanie)

 

Fritz Aurich

1866 - 1868

 

Karl Schmidt

1868 - 1872

 

Herrmann Lohse

1872 - 1875

 

Oswald Aurich

1875 - 1876

 

Friedrich Schiefer

1876 - 1890

 

Adolf Berthold

1890 - 1906

 

Ernst Heering

1907 - 1908

 

Otto Thems³)

1908 - 1914

 

Adolf Berthold

1914 - 1919

 

Richard Rücker

1919 - 1934

FF Rabenstein

 

Richard Rücker

1934 - 1945

Karl Kämpfe

1945 - 1954

Fritz Erber

1954 - 1977

Dietmar Schlotzhauer

1978 - 1994

Ralf Fischer

1995 - 2007

Dr. Thomas Lange

seit 2007

 

Anmerkungen
²)Laut Stammliste der FF Niederrabenstein, geführt von 1861 bis 1892, wurde Anton Feig erst 1866 Mitglied der FFW, so das er auch frühestens in diesem Jahr die Wehrführung übernommen haben könnte. Nachweislich bekleidete er diese Funktion bis zum 31. 12. 1886. Wer vor ihm Wehrführer war, konnte leider nicht ermittelt werden. Die Stammliste nennt für diese Zelt lediglich August lrmscher als Feldwebel, Hermann Claus als Gerätemeister und Leonhardt Kühn als Feuerwehrmann.

 

³)Otto Thems war offiziell bis 1919 Wehrleiter, wurde aber ab Kriegsbeginn 1914 durch Adolf Berthold vertreten und 1919 durch Richard Rücker abgelöst.

 

Quellennachweis:

 

1.Stadtarchiv Chemnitz: Bestand der Gemeinde Rabenstein: Nr. 907: Stammliste der Freiwilligen Feuerwehr (1861 -1892) Nr. 908: Freiwillige Feuerwehr, 2. Komp. (1876- 1910)


2. Protokollbücher und persönliche Erinnerungen der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rabenstein, besonders der Kameraden Günter Jungmann und Helmut Roscher


3. Persönliche Erinnerungen von Pfarrer i. R. Harry Bachmann


Zum Schluss einige Bilder aus unserer Vergangenheit

 2. Kompanie Oberrabenstein vor dem Gerätehaus ?

 eine stolze Truppe vor ihrem Löschfahrzeug um 1955

Die Feuerwehrkapelle bestand von 1920 - 1945 und wurde 1957 neu gegründet. Sie zerfiel leider 1966 wieder.

LF 15 '' die Völkerfreundschaft '' um 1951 ... in weiteren Bildern

 

 


 Abschließend möchten wir die bereits in dem Beitrag geäußerte Bitte noch einmal wiederholen.

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